Documenta 5teen Part2
von Jürgen Bosse
Part II
Die Documenta Halle spuckte mich in den grünen Hang zur Orangerie aus. Unten an der Orangie stand nur ein dunkles Zelt auf dem Rasen. Die Bank an der Seite des Platzes zog mich magischer an. Ein Schulklasse tröpfelte in die Szene, vertreib die Ruhe des Augenblicks - und mich.
Ich wandelte durch die Grünanlage den Hang hinauf Richtung Grimmswelt, ein weiteres Element der Documenta. An der Eingangskontrolle bekam ich einen Aufkleber für die Jacke verpasst. Dieser sollte beim Verlassen der Grimmswelt auf ein Plakat geklebt werden. Später in der Stadt sah ich Besucher, die zu verstreut waren, um diesen Aufsteller wahr zu nehmen.
Die Märchenwelt der Brüder Grimm interessierte mich nicht - die Märchen erzählt in der Kindheit - Gruselgeschichten mit oder ohne Happy End. ABER: das erste was mich ansprang: eine Videoprojektion, an der Wand in der Eingangshalle, mit drei Wörtern - betörenden Wörtern - alle mit den gleichen ersten Buchstaben. Darunter auf dem Absatz im Treppenhaus Baumwurzeln besprüht mit Metallic-Farben. Ein Drachenkopf und der Unterschlupf von Wichtelvölkern lagen im Weg. An den Wänden lexikalische Erklärungen von Wörtern - fantastisch. Die Erklärung: die Grimm-Brüder haben Wörterbücher herausgegeben / zusammengetragen.
Wer einen Sinn für Wörter hat, sollte einen Besuch der Grimmswelt wagen. Ach ja, es gab auch Exponate der Documenta.
In direkter Nachbarschaft befindet sich das Museum für Sepulkralkultur (Begräbniskultur). Hier hatte ein Künstler Märchen und Mythen in Bildtafeln der Erzählungen transformiert - nebst eines Bildnisses des russischen Machthabers. Ein zweiter Künstler hat ein mit ihm geführtes Interview in Text-Banner verarbeitet - beeindruckend.
Den kulturellen Abschluss bildete der Besuch des Hessischen Landesmuseums. Ich hätte mir Kopfhörer leihen können, aber ...
Dafür fand ich ein 'deutsches' Kleinod.
Am zweiten Tag lief ich durch die Auen zur Orangerie und schwamm in meinen Gedanken zu den Eindrücken des Vortages - dem nichtvorhandenen Exponat des 'Black Jesus' und meinen Umrissen, Scherenschnitten. Ich durchschritt nochmal das Fridericium auf der Suche nach meinem 'Umriss'-Bild - ohne Erfolg.
Zum Schluss kratzte ich mit einem schwachbrüstigen Filzschreiber meine Umriss-Gedanken in die MitMach-Wand.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben