Documenta 5teen

von

Kunst ohne Skandal -- skandalös

Part 1

Die Straßenbahn parkte ungeplant an der Haltestelle Parkstraße und ich lief die restliche Strecke zum Hauptbahnhof in Bremen zu Fuß. Das Ticket zur Dokumenta in Kassel löste ich im WLAN des Zuges - ich ganz digital als Premiere. In Kassel brauchte ich mein Gepäck zunächst ins Hotel und fuhr dann, die ersten Kilometer in den Beinen, Richtung Fridericianum - Station 1 meiner Documenta Reise.

Der Anblick des Platzes vor dem Fridericianum ernüchternd - wo vor fünf Jahren eine Akropolis aus Büchern in den Himmel ragte, luden rotgestrichene Holzbänke zum Verweilen. Wo eine Menschenschlange im Museum Einlass verlangte, verlangte nur der Aufpasser einen Scan des Online-Tickets.

Wenn Kunst verstören soll, haben die Macher dies bei mir im Fridericianum erreicht. Nicht mit den Exponaten an sich, sondern weil das gezeigte in mir nichts zum Klingen brachte - aber Kunst verändert sich, ist ein Spiegel der Zeit oder möchte der Zeit vorauseilen.

Viele Videofilme luden mit Bänken oder Kissen zum Verweilen ein, die Übersetzung in englisch, zeigten Sequenzen aus fremden Kulturen. Einzig ein kleines Bild, in dem das Objekt herausgetrennt war, erregte mein Interesse. Ist es doch das Unsichtbare, dass durch sein Nichtsein das Sichtbare verändert.

An der Seite des Fridericianums führen Stufen ins Untergeschoss. Die Ausstellung wird von meditativen Klängen untermalt und zeigt die Umsetzung einer Künstlergruppe zum 'Chilltan' einer asiatischen Kultur. Ein runder Tisch mit Sitzkissen erinnert in dem Gewölbe an eine Jurte der Nomadenvölker.

Ein Gang aus rostigem Wellblech führt in die Documenta Halle, deren vorderer Teil ebenfalls mit Blechen verkleidet war und den Besucher in eine eigene Atmosphäre trägt. Der untere Teil zeigt was für Skulpturen man aus Pistolenknaufen, deren Lauf sinnfreigeworden ist - wegen KAPUUUUTT - herstellen kann. Herausragend die Installation von drehenden, parallelen Leuchtstoffröhren - die Byte-Community mag staunend schweigen. Dazu die Druckerwerkstatt der Film-Künstler-Gruppe, deren Plakate im hinteren Teil, das Auge zwingen zu verweilen. Erst beim Rückzug erkannte ich die Halfpipe, in der erste Skateboard-Schritte ermöglicht werden.

Generell wird man von Kunst geflutet und was ich erwähne ist nur die Spitze meines persönlichen Eisbergs.

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